Brest - Strafkringel

Nein, kein herkömmlicher Regatta-Strafkringel, d.h. das Boot einmal durch eine Halse / Wende um 360 Grad drehen, wenn man eine Wettfahrtregel verletzt hat, sondern einen Kringel wegen Fehleinschätzung. 


Der Kringel war ziemlich groß, stark verbeult und hat ewig gedauert (Ein Regattakringel auf einer Laser-Jolle ist in weniger als 10s zu erledigen!):

Die gelbe Linie ist unsere Spur. Oben rechts der Kringel.

Wie kommt das? Ganz einfach: Wir haben die Gesetze der Natur falsch eingeschätzt!

Um 06:20 Uhr sind wir in Roscoff gestartet und mussten zunächst bei westlichem Wind nach Norden Segeln um die Ile de Batz zu passieren.


 

Das klappte ganz gut, wir freuten uns über 5kn Fahrt nach Norden und ab der Gefahrentonne (schwarz/gelb/schwarz) konnten wir sogar noch Anluven (mehr zum Wind fahren). Aber das Unheil zeichnete sich schon ab: Die Spur ist krumm wie eine Banane und dreht nach Osten. Ursache ist der Gezeitenstrom von Westen, der nördlich der Insel immer stärker wurde.

Irgendwann blickten wir, dass wir in die falsche Richtung segelten. Susanne fuhr also eine perfekte Wende von etwas mehr als 90°. Auf dem Max-Eyth-See wäre jetzt alles in Ordnung. Aber 90° reichten nicht, denn wir mussten ja wieder Fahrt aufnehmen.  Insgesamt hatten wir durch die Strömung einen Wendewinkel von 180°, so dass wir direkt wieder nach Roscoff zurückfuhren, gar nicht gut! In Büchern zum Segeln kann man das alles nachlesen, aber erleben ist viel interessanter, oder?!

Was tun?

Da die Zeit drängte, holten wir die Segel ein und fuhren die erste Strecke gegen Strom und Wind unter Motor. (Ein anderer Segler hatte kurz darauf genauso gehandelt.)

Fazit: Gegen 2kn Strom und mit 5kn Fahrt können wir mit Lotta nicht gegen den Strom segeln.

Eine Stunde später schlief der Wind ein und wir mussten weiter motoren. Erst gegen 13:00 Uhr frischte der Wind auf und drehte etwas nach Nord. Also Segel raus und ab ging die Post! 


Und mehrfach begleiteten und Delphine für kurze Zeit 



Zusätzlich war der Strom noch mit uns und so waren wir sehr früh in der Nähe von Ile Ceson und konnten nach Süden einschwenken. Leider drehte zu diesem Zeitpunkt die Strömung wieder gegen uns. 

Das Segeln machte uns aber trotzdem Spaß, denn das Boot lief sehr schnell durch’s Wasser (5-6kn). Nur wenn man auf die Karte sah, wurde klar, dass man nur mit 3kn Richtung Ziel fährt.

Trotzdem hatten wir die Insel Ile d’Ouessant sehr früh quer ab und fuhren dann in den Kanal Chenal du Four ein (unten links knapp vor der Küste). 


Hier ist der maximale Strom 4kn und es gibt nur eine kurze Zeitspanne in der es sinnvoll ist die Passage zu wagen. Oder man kommt wie wir zu früh und segelt einfach gegen die Strömung an, d.h. man segelt fast auf der Stelle und wartet auf die günstige Strömung. 

Viele Boote kamen uns mit dem Strom entgegen - wir waren zu früh!

Und unsere obligatorische Begegnung mit einer Fähre ist im Track festgehalten:

Die ziemlich schnelle Fähre (nicht zu sehen) kam von Westen und wir mussten uns zwischen Fähre und Leuchtturm entscheiden - alles richtig gemacht.

Bei uns war die maximale Gegenströmung schon vorbei und so konnten wir uns langsam nach Brest tasten.

Kurz vor der Meerenge: Point de Petit Minou

Hier gab es dann nochmals interessante Strömungen in der Meerenge. Wir sind natürlich im betonnten Fahrwasser gefahren, wo die Strömung am größten war und wir nur mit frustrierenden 2kn vorwärtskamen. Aber am südlichen Rand gab es einen großen Traditionssegler, der knapp am Ufer Richtung Brest mit hoher Geschwindigkeit Richtung Brest fuhr. 

So geht das!



Können wir auch! Nach der Tonne ab zum südlichen Rand 

Ein kurzer Blick auf die Karte und es wurde klar: In der Mitte gibt es Gegenstrom, aber am Rand gibt es Wirbel und der Strom geht teilweise sogar in die andere Richtung (kann man auch an Flüssen gut beobachten). Also an den Rand herangepirscht und die gute Strömung mitgenommen. Nach 16 Stunden lagen wir dann endlich im Hafen, was für eine Fahrt!


Letztendlich war es gut zu früh zu sein, denn wir konnten mit dem letzten Tageslicht in den Hafen. Alles hat seinen Preis!


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