The Rock
Die Etappe Barbate - Gibraltar - Estepona war relativ lang, mit Strömungen und Windböen aus verschiedenen Richtungen.
Üblicherweise nimmt der Wind zwischen den europäischen und afrikanischen Gebirgen stark zu (Düseneffekt), man muss also eher defensiv mit kleiner Segelfläche antreten.
Die gesamte Etappe zur Orientierung
Es waren bis zu 23kn Wind vorausgesagt, allerdings etwas aus Nordnordwest, so dass der Düseneffekt nicht so stark sein sollte wie mit einem reinen Westwind.
Wir hätten frühestens 1100 in Tarifa sein dürfen, damit wir mit dem dann einsetzenden Oststrom und Halbwind Gibraltar runden konnten. Da wir früher als geplant abgelegt hatten und der Wind achterlich war, reichte die Genua aus um uns Richtung Straße von Gibraltar zu ziehen.
Morgenstimmung in Europa
Immer nach Osten
Letzter Blick Atlantikküste
Der Plan ging ziemlich gut auf und kurz nach 1100 queren von Tarifa hatten wir 1kn Strom mit uns.
Tarifa
SY Margarita überholt uns querab. Sehr mutig bei dem Wind und voller Besegelung, aber das nette dänische Ehepaar hat auch schon eine vierjährige Weltumseglung im Kielwasser.
Kristi wurde nicht seekrank, obwohl wir ganz schön durchgeschaukelt wurden.
Gibraltar war in Sichtweite, als der Wind etwas nachließ. Außerdem mussten wir nach Gibraltar anluven und dazu braucht man Großsegel und Genua gleichzeitig. Wir wollten also die Genua etwas reffen und das Großsegel setzen.
Steuerbord voraus: Die afrikanische Küste
Gibraltar
Pech gehabt: Das Rollgroß klemmte! Erst nach viel Hin und Her und gemeinsamer Anstrengung von Susanne und Kristin konnten wir es setzen - das war kein schöner Aufreger denn bis zu diesem Zeitpunkt war es richtig gut und entspannt gelaufen!
Fazit: Fühle dich nie zu sicher, konzentriere dich!
Nach der Befreiung des Großsegels.
[wir haben es etliche Male mit viel Gefühl einige Zentimeter ein und ausgerollt damit sich die Falten
auflösten.]
Gibraltar voraus
Wer zweimal genau hinsieht, weiß wieviel Wind wir hatten!
Gibraltar passierten wir bei bestem Wetter.
Ein Frachter machte uns Sorgen, aber das AIS sagte, dass bei diesem Kurs die maximale Annäherung 300m wäre. Unangenehm ist es trotzdem, wenn man vor dem Frachter vorbeifährt.
Nach Gibraltar fuhren wir anschließend durch ein Ankerfeld mit großen Frachtern und Tankern. Mittendrin und wie aus dem Nichts pfiffen uns die Böen um die Ohren: Bis 33kn Wind! Sie kamen wie verrückt mal von der einen und der anderen Seite, denn der Wind wurde mit den entsprechenden Verwirbelungen hinter Gibraltar wieder zusammengeführt. Das haben wir zwar erwartet (darum waren die Segel gerefft) aber so heftig?
Jedenfalls ist mir die Großschot ausgerauscht als ich das Segel entlasten wollte. Im letzten Moment konnte ich noch den Rest des Flaschenzuges greifen und das Segel mehr oder weniger kontrollieren. Unter Motor haben wir dann beide Segel geborgen und etwa 30 Minuten lang aus den Verwirbelungen herausgefahren.
“Was ist das denn?! Siehst du auch die kleine schlanke Flosse Steuerbord voraus?“ irgendetwas, ca 1.5m lang schwamm knapp unter der Oberfläche und es war kein Delphin! Sobald wir näher kamen tauchte es ab, kam nochmals hoch und drehte zur Seite ab. Dabei sahen wir beide einen weißen Bauch! Wir sind überzeugt, dass es ein junger weißer Hai war!
Auch die Emotionen nach der Hai-Sichtung sprechen für die Hai-Theorie😜
Natürlich haben wir kein Foto, es ging zu schnell und unerwartet. Aber wir haben beide das Gleiche gesehen.
Erst als wir uns von dem Schreck mit dem Großsegel erholt hatten, haben wir beide Segel sehr stark gerefft wieder gesetzt und konnten mit Halbwind (wechselnd zwischen 15 bis 25kn Wind) und hohem Tempo Richtung Estepona segeln.
Ganz kleine Segelfläche und doch 6.5kn Fahrt
Estepona voraus
Sicher und fest
Insgesamt eine spannende und gelungene Etappe um Gibraltar: Der Zeitplan, die Windrichtung und die Strömung haben sehr gut gepasst. Ganz besonders freut uns, dass Kristin ihre Gibraltar Challenge absolviert hat!
Nur die kleinen Missgeschicke waren überflüssig aber lehrreich!
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