Rock'n Roll

 Von Alghero sind wir Richtung Norden gesegelt. Das sollte ganz entspannt werden und so planten wir einen zweitägigen Ankerstop in Porto Ferro.

Porto Ferro ist eine schöne Bucht mit gutem Ankergrund:



Allerdings ist sie nach Westen offen und andere Segler berichteten, dass es nachts von den Bergen ganz schöne Fallböen geben kann und es einen Düseneffekt gibt. Da der Wind nicht so übermäßig stark aus Nord kommen sollte und wir nach Norden auf jeden Fall einen Zwischenstopp machen wollten, sind wir ab 13:10 von Alghero hingesegelt.

Wie ihr an unserer Kurslinie seht, orientierten wir uns etwas nach Süden, um dem turbulentem Wind von den Klippen zu entgehen und auch um etwas mehr Wind zu haben (Weniger Abschattungen).

Wie immer fängt alles sehr gut an und wir konnten mit seitlichem Wind (nur 8kn) nach Westen segeln, um das Capo Caccia zu runden.



Doch schon südlich der Bucht Porto Conte zeichnete es sich ab, dass es kein Spaziergang würde:

Statt der angekündigten 10kn Wind gab es Böen von über 20kn und wir mussten beide Segel reffen.


Das bedeutet aber, dass wir nicht mehr so gut nach Norden segeln konnten. Auch die Wellen aus Nord warfen uns immer wieder ein Stück zurück. Links die Zacken zeigen, welchen Wendewinkel wir gerade so schafften und wir waren drauf und dran abzubrechen und in die Bucht Porto Conte zurückzufahren.

Doch eine Stunde später beruhigte sich der Wind auf 13kn und kam etwas mehr aus Osten - das Ziel war wieder erreichbar!

Doch oh weh! Was am Capo zu viel Wind war, war nach nur weiteren 15 Minuten zu wenig! Der Wind ging auf 5kn zurück und in Kombination mit der alten Welle war es nicht möglich effektiv nach Nord zu fahren. Also musste der Motor aushelfen.

Dieses Spiel wiederholte sich und erst in der ganz großen Bucht gab es guten Wind, der auf Ost drehte.

Das war natürlich gut für unser Ankern, denn so konnten keine großen Wellen entstehen. ABER: Der Wind nahm bis auf 30kn zu und kam direkt aus Ost. Dank der fehlenden Wellen konnten wir dennoch in die kleine Bucht kreuzen und setzen den Anker auf 6m Wassertiefe und 50m Kette - geschafft, das war anspruchsvolles Segeln!

In den kurzen Flauten wurde das Abendessen vorbereitet - das war dann zum Ankern genau richtig.

Einen Nachteil gab es noch: Wegen des starken Windes legten wir 50m Kette aus. In Kombination mit dem flach ansteigenden Strand waren wir etwas weit vom Ufer entfernt. Wir versuchten erst gar nicht   mit unserem Beiboot gegen den Wind die 400m zum Strand zu rudern - wir waren auf dem Boot gefangen!

Egal, es war trotzdem schön: Wir relaxten und gingen Schwimmen wenn der Wind es zuließ. Ja, wir sind sogar bis zum felsigem Ufer im Norden geschwommen. Florian hat dabei sogar Stachelrochen gesehen.

Die zweite Nacht fing ganz harmlos an, Weniger als 10kn Wind, ruhige Wasser - alles OK. Trotzdem haben wir nochmals 10m Kette rausgelassen - sicher ist sicher! 

Und das war auch gut so: In der Nachzt, 0100 meldete sich zunächst der Ankeralarm, was aber OK war. Doch innerhalb von wenigen Sekunden (10-15) gab es eine Hammerböe mit 35kn!! Innerhalb dieser 15 Sekunden nahm der Wind kontinuierlich aus Westen zu. Erst gab es ein leichten Rauschen, dann klapperten die Fallen, und zuletzt dann mit voller Wucht. Der Anker hielt perfekt obwohl der Bug seine Richtung wechselte. 

20 Minuten später kamen dann auch noch die ca. 0.7m hohen Wellen und an Schlaf war nicht mehr zu denken. Susanne war konsequent und setzte sich eingepickt in voller Ausrüstung ins Cockpit - die Hand immer am Motorschalter um gegebenenfalls den Anker zu entlasten.   

Doch er hielt und nach 1.5h war der Spuk vorbei als wäre nichts gewesen. Hätte der Anker nicht gehalten, so hätten wir das auf dem Ankeralarm gesehen und entweder mehr Kette gegeben (wir haben 80m) oder wir hätten den Anker eingeholt und die Bucht verlassen - also alles noch im normalen Bereich und unter Kontrolle. 






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